Hinweis: mehr über indische Musik auf Swara.at.
Um es klar zu stellen: mit diesem Text – Zusammenfassung eines Vortrags – hat Christian Weiss 2004 den gleichnamigen Artikel in der Wikipedia gestartet, deshalb kommt es zu inhaltlichen Ähnlichkeiten. Es ist kein Plagiat, sondern das Original.
Im Wesentlichen hört man in Indien drei Arten von Musik:
Man unterscheidet zwischen zwei Richtungen, die zwar auf den gleichen Prinzipien basieren, sonst aber grundlegend verschieden sind:
Die klassische indische Musik besteht aus einem für europäische Musikkenner oft überraschendem Nebeneinander von Freiheit und Disziplin. Diese Art von Musik ist vorwiegend Solomusik, das heißt, ein Musiker arbeitet die Melodiestruktur aus, die anderen unterstützen ihn dabei, wobei die Rollen im Laufe eines Konzerts aber oft wechseln.
Eine Reihe von allgemeingültigen Regeln erlaubt es Musikern, die einander vorher noch nie gesehen haben, sofort ein Konzert miteinander zu spielen: 80-90 % eines Konzerts sind frei improvisiert und orientieren sich an feststehenden Grundprinzipien. Die wesentlichen Säulen eines Musikstücks sind Raga und Tala.
Raga
Ein Raga ist eine feststehende Tonskala (auf- und absteigend), ähnlich wie die westlichen Kirchentonarten (z. B. Dorisch, Äolisch, …). Der Raga schreibt vor, welche Töne in welcher Reihenfolge zu einem Musikstück passen. Es gibt eine Unzahl überlieferter Ragas, die oft einer bestimmten Tageszeit (z. B. Todi – Morgen-Raga, Desh – 21-24 Uhr) oder Situation (z B. Megh – Regen-Raga, Basant – Frühling) zugeordnet sind und mit der emotionalen Qualität des jeweiligen Zeitpunkts übereinstimmen.
Tonleiter
Westliche Musik benützt maximal 12 Töne pro Oktave, die indische Musik orientiert sich an den Shrutis (Mikrotöne), die eine Oktav in 22 Schritte unterteilen. Die Haupttöne entsprechen beinahe den westlichen Ganztönen:
Sa Re Ga Ma Pa Dha Ni Sa
Das „Sa” gilt als Grundton und stimmt häufig mit dem westlichen „C” überein, jeder Musiker hat allerdings sein eigenes „Sa”, das kann geringfügig höher oder tiefer sein, aber – vor allem bei Vokalmusik – sogar auch um mehrere Ganztöne verschoben sein. Alle Instrumente werden auf den Grundton des dominierenden Musikers gestimmt.
Da die Kompositionen prinzipiell mündlich weitergegeben werden, gibt es keine präzise Notenschrift, die Töne werden lediglich in Schriftform festgehalten.
Harmonie
Keine echte Polyphonie: Die indische Musik legt weniger Wert auf Akkorde, sondern misst dem einzelnen Ton mehr Bedeutung zu, dessen Beziehung zum Grundton wesentlich ist. Deshalb spielt das Hintereinander der Töne die wichtigere Rolle, im Gegensatz zur Gleichzeitigkeit der Klänge in der westlichen Musik.
Üblicherweise erklingt der Grundton als eine Art „Klangteppich” während eines gesamten Musikstücks, so dass die Spannung zwischen den einzelnen Tönen mit etwas Übung sehr gut empfunden werden kann.
Tala
Neben dem Konzept des Raga, das die melodiöse Struktur festlegt, beschreibt der Tala den rhythmischen Aspekt eines Stücks. Indische Rhythmik unterscheidet sich vom westlichen „Takt”-System grundsätzlich dadurch, dass hier mit längeren Einheiten gearbeitet wird. Ein Tala ist ein Zyklus mit einer vorgegebenen Anzahl von Schlägen (z. B. Teentaal – 16 Schläge, Dadra – 6 Schläge, Rupak – 7 Schläge), von denen jeder eine bestimmte – vorgegebene – Qualität besitzt.
Die Zyklen wiederholen sich, wobei die rhythmischen Muster, die ein Musiker spielt, sich häufig über mehrere Zyklen erstrecken.
Für jeden Schlag und verschiedene Kombinationen gibt es eine festgelegte Sprechsilbe (Bol), so dass ein Percussionist alles, was er spielt, auch sprechen kann. Aus diesem Grund kann eine rhythmische Komposition auch genauso wie eine Melodie in Schriftform festgehalten und sogar ohne Instrument erlernt werden.
Die „Eins”
Der erste Schlag eines Zyklus wird als Sam (= gemeinsam, zusammen) bezeichnet und besitzt eine besondere Bedeutung: während die Musiker ihre rhythmischen Variationen spielen, treffen sie einander immer wieder auf dieser „Eins”. Dadurch bauen sich häufig interessante Spannungen auf, die sich mit diesem gemeinsamen Schlag wieder lösen. Ein Musikstück endet stets auch auf Sam – also mit einer Art „Auftakt” nach dem westlichen Musikverständnis.
Sehr häufig geht dem Schluss ein Tihai – die dreifache Wiederholung eines beliebig langen Musters, das ebenfalls auf „Eins” endet – voran.
Geschwindigkeit
Ein Musikstück fängt in der Regel seeehr langsam an; ein einzelner Tala-Zyklus kann sich dabei vielleicht sogar über eine Minute erstrecken. Die Pausen zwischen den „Schlägen” werden durch rhythmische Muster verziert, wobei sich die Musiker – und im Idealfall auch die Zuhörer – jedes „echten” Schlags (und vor allem der „Eins”) sehr bewusst sind. Die Geschwindigkeit steigert sich dann im Verlauf des Stücks, entweder durch Verdopplungen oder allmählichen Anstieg des Tempos bis zum fulminanten Höhepunkt (Jhala). Manchmal folgt vor dem endgültigen Schluss eine kurze neuerliche langsame Passage.
Indische Musik ist ursprünglich Vokalmusik. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Instrumente entwickelt, die teilweise versuchen, den Klang der menschlichen Stimme zu imitieren. Viele der unzähligen Instrumente sind nur in bestimmten Regionen bekannt, andere sind in ganz Indien und teilweise sogar im orientalischen Raum verbreitet.
Melodieinstrumente
Rhythmusinstrumente